Geschichte unserer Kirche
Die Gründung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche geht auf die Taufe der Kiewer Rus durch Fürst Wolodymyr den Großen im Jahr 988 zurück. Das Christentum kam zu uns aus Byzanz - der Quelle der Kultur. Sieben Jahrhunderte lang war die orthodoxe Kirche in der Ukraine nominell dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel als Mutterkirche unterstellt. Das bedeutet, dass die Patriarchen Kiewer Metropoliten ernannten, in der Regel Griechen, mit einigen Ausnahmen, sich aber nicht in die inneren Angelegenheiten der Kirche einmischten. So konnte sie sich frei entfalten und im 17. Jahrhundert ihre Blüte erreichen. Sie war de facto autokephal. Aufgrund der damaligen politischen Verhältnisse in Osteuropa und auf Verlangen Moskaus wurde die Kiewer Metropolie im Jahre 1686 vom Ökumenischen Patriarchen Dionisius IV. von Konstantinopel unter Missachtung kanonischer Bestimmungen von ihrer Mutterkirche abgetrennt und Moskau unterstellt. Dass diese Angliederung ein unkanonischer Akt war, davon zeugt ein Tomos Sinodikos der Heiligen Synode des Patriarchats von Konstantinopel vom 13. November 1924 zur Autokephalie-Erklärung der Orthodoxen Kirche in Polen.
Die Etappen der Wiedergeburt
Es gab mehrere Versuche, eine ukrainisch orientierte orthodoxe Kirche in der Ukraine zu gründen und damit auch die historisch entstandene Kiewer Metropolie wiederherzustellen. Zum ersten Mal nach der Revolution in Russland von 1917 und der politischen Verselbständigung der Ukraine im November 1917, als sich die Cerkovna Rada (Kirchen-Rat) als vorläufige Kirchenleitung der Ukraine deklarierte. Auf die Proklamierung der Unabhängigkeit der Ukrainischen Volksrepublik am 22. November 1918 folgte die Wiederherstellung der ukrainischen orthodoxen Kirche und ihre Autokephalie-Erklärung mit einem Gesetzesakt am 1. Januar 1919 durch die ukrainische Regierung. Diese Kirche bestand, bis die selbständige ukrainische Staatlichkeit durch die sowjetische Eroberung des Landes endete.
Zum zweiten Mal formierte sich diese Kirche auf dem Allukrainischen Orthodoxen Kirchenkonzil in Kiew im Oktober 1921 in der Sowjetukraine. Durch ihre Registrierung gewann diese ukrainische autokephale orthodoxe Kirche einen rechtlichen Status. In der Verfolgung durch das kommunistische atheistische Regime im Jahr 1930 wurden diese Ansätze wieder ausgelöscht.
Zum dritten Mal wurde die ukrainische autokephale orthodoxe Kirche in der Zeit der deutschen Okkupation der Ukraine auf dauerhafter kanonischer Grundlage begründet. Aber die Aktivitäten der Bischöfe fanden unter sehr schwierigen Bedingungen des Krieges statt, bei voller Ablehnung, ja sogar Feindseligkeit der NS-Besatzungsbehörden gegenüber der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche (UAOK) statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte diese Kirche nur noch im Exil in der freien Welt weiterbestehen.
Die Kirche in der Heimat
Im Zuge der Reformen in der Sowjetunion spaltete sich die orthodoxe Kirche in der Ukraine in mehrere Zweige auf: die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (ehemals Russisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats), die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats und zwei autokephale Zweige. Viele Jahre lang blieben die Bemühungen, sie zu einer einzigen Ortskirche zu vereinen und ihre Anerkennung durch das Ökumenische Patriarchat erfolglos. Im Jahr 2018 begann schließlich der Prozess zur Gewährung der Autokephalie an eine vereinte Orthodoxe Kirche der Ukraine, der mit der Gewährung eines Tomos durch das Ökumenische Patriarchat für die Ukraine seinen Abschluss fand.
Die Ukrainische Orthodoxe Kirche in der Diaspora
Die Ukrainische Orthodoxe Kirche in der Diaspora versteht sich als Teil der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche. Sie ist die Fortsetzung der Kirche, die ihren kanonischen Status während des Zweiten Weltkriegs mit Segen des Warschauer Metropoliten Dionisius erlangt hat. Er sorgte auch für die Wiederherstellung der ukrainischen kanonischen Hierarchie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche, deren erste Weihen von den ihm unterstehenden Bischöfen vorgenommen wurden.
Mit ihren Eparchien in Nord- und Südamerika, in Australien, Neuseeland und Westeuropa (Diözesen in Belgien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien) bildet sie jetzt einen selbständigen Zweig ihrer historisch entstandenen Mutterkirche, der Kiewer Metropolie. Seit März 1995 steht diese Kirche in kanonischer und eucharistischer Gemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und damit mit allen kanonischen Autokephalen Orthodoxen Ortskirchen. Damit stellte Seine Heiligkeit Patriarch Bartholomaios die historisch bedingte Bindung zum Ökumenischen Patriarchat wieder her. Die Ukrainische Orthodoxe Kirche in Kanada bildet einen eigenen unabhängigen Zweig und steht seit Anfang 1990 in kanonischer und eucharistischer Einheit mit dem Ökumenischen Patriarchat.
Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland
Die ersten ukrainischen orthodoxen Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland wurden nach Kriegsende bereits im Sommer 1945 gegründet. Im Herbst 1944 trafen zwölf Bischöfe des ukrainischen Episkopats in Deutschland ein und versuchten, ein kirchliches Leben in Deutschland aufzubauen. Metropolit Polykarp, der sich im Sommer 1945 in der Nähe von Hannover befand, berief die erste Versammlung der Bischöfe, die am 16. Juli 1945 in Bad Kissingen stattfand. Es wurde der Beschluss gefasst, fortan als ein hierarchisches Organ der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche in der Emigration tätig zu werden.
So gab es im Sommer 1949 etwa 60 Pfarreien mit rund 20.000 Gläubigen, 127 Priestern und 20 Diakonen. Die Gemeinden im Nachkriegs-Deutschland entfalteten ein reges kirchliches Leben. In München gab es ein Theologisch-Wissenschaftliches Institut und eine Theologisch-Pädagogische Akademie, an der hervorragende emigrierte ukrainische Wissenschaftler und Theologen lehrten. Deutschland blieb aber für viele Flüchtlinge nur eine Übergangsstation. Getrieben von den Erinnerungen an den stalinistischen Terror, an Not und Elend suchten seit 1948 Tausende Ukrainer Zuflucht in der Freien Welt, in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und in Südamerika. Für die hier gebliebenen und ihre Nachkommen ist Deutschland zur zweiten Heimat geworden.
Hierarchen der Kirche
Nach dem Tode des Metropoliten Polykarp in Paris im Oktober 1953 trat seine Nachfolge der in Karlsruhe residierende Erzbischof Nikanor (Abramowycz) an.
Nach dessen Tod im Jahre 1969 befand sich die Ukrainische Orthodoxe Kirche in der Bundesrepublik Deutschland in der Jurisdiktion des Metropoliten der Ukrainischen Orthodoxen Kirche in den USA, Mstyslaw (Skrypnyk).
Nach seinem Tod im Juni 1993 trat seine Nachfolge der Metropolit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche von USA Konstantyn (Bugan) mit Sitz in South Bound Brook, N.J. an, in dessen Jurisdiktion die Ukrainische Orthodoxe Eparchie von Westeuropa weiterhin verblieben war.
Nach dessen Tod im Mai 2012 wurde der Erzbischof der Ukrainischen Orthodoxen Kirche in den USA, Antonij (Schtscherba), sein Nachfolger.
Seit Oktober 1969 standen die ukrainisch-orthodoxen Gemeinden in Deutschland sowie in anderen westeuropäischen Ländern unter der bischöflichen Obhut von Bischof Orest (Iwanjuk). Er starb im April 1981 in New York.
Nachfolger von Erzbischof Orest wurde 1978 der verwitwete Priester der Gemeinde in Neu-Ulm, Protopresbyter Anatolij Dubljanskyj. Seine Bischofsweihe fand im Mai 1981 in South Bound Brook statt. Er übte sein Amt als Bischof der Diözese von Westeuropa bis zu seinem Tod im Oktober 1997 aus.
Zwei Jahre später, im September 1999, beim 8. Konzil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche in der St. Michaels-Kathedrale im belgischen Genk, wurde Bischof Ioan (Derewianka) von London, zu seinem Nachfolger ernannt und in den Rang eines Erzbischofs erhoben.
Nachdem Erzbischof Ioan in den Ruhestand versetzt wurde, wurde Bischof Daniel (Zelinsky) im Juli 2016 vom Metropoliten der Ukrainischen Orthodoxen Kirche in der Diaspora Antonij zu Bischof der Diözese für Westeuropa der Ukrainischen Orthodoxen Kirche in der Diaspora ernannt.
Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland
Die Ukrainische Orthodoxe Eparchie ist seit 1997 Mitglied der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland - Verband der Diözesen - KOKiD. Die Bischöfe der in der KOKID vertretenen Diözesen haben im Februar 2010 in Nürnberg beschlossen, sich zu einer Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) zusammenzuschließen. Die Ukrainische Orthodoxe Kirche ist auch in lokalen und regionalen ökumenischen Arbeitsgemeinschaften vertreten.